Dieses Buch ist kein Lehrbuch. Kein Aufruf.
Es ist ein Streiflicht – auf eine Zeit voller Umbrüche, in der man die Risse manchmal für neue Wege hielt.
Manches mag überzeichnet wirken, anderes fast zu leise erzählt.
Doch wer genau hinsieht, erkennt: Die Welt verändert sich selten mit einem Knall.
Meist beginnt es mit einem Flackern.
Ich habe versucht, Stimmen hörbar zu machen, die sonst oft übergangen werden:
Die der Zweifler.
Die der Mahner.
Und die derjenigen, die ahnten, dass auf jeden kalten Krieg ein anderer folgen könnte – nur wärmer, näher und gnadenloser.

„Leseprobe – Nach dem Kalten Krieg kommt der warme Regen“

Tauchen Sie ein in die ersten Seiten des Romans – ein Blick in eine Welt zwischen Machtspielen, Kriegen und leisen Umbrüchen.

 

 

"Wir produzieren Sicherheit,

um diese Welt zu bessern,

alles, damit ihr sicher seid,

füllen Frieden ab in Fässern.

Und wenn der erste Schuss dann kracht

und alles liegt in Asche,

dann werden die Fässer aufgemacht

und jeder kriegt 'ne Flasche. " (Mike Krüger)

 

Vorwort

 

Dieses Buch ist kein Lehrbuch. Kein Aufruf.
Es ist ein Streiflicht – auf eine Zeit voller Umbrüche, in der man die Risse manchmal für neue Wege hielt. Manches mag überzeichnet wirken, anderes fast zu leise erzählt. Doch wer genau hinsieht, erkennt: Die Welt verändert sich selten mit einem Knall. Meist beginnt es mit einem Flackern.

Ich habe versucht, Stimmen hörbar zu machen, die sonst oft übergangen werden:
Die der Zweifler. Der Pragmatiker. Der Profiteure. Der Bedrückten. Vielleicht auch meine eigene.

Wer heute vom Krieg spricht, meint nicht nur Panzer und Raketen. Sondern auch Rohstoffe, Worte, Börsenkurse und Ideologien.
Und wer vom Frieden spricht, hat oft eine Agenda im Kopf – oder ein schlechtes Gewissen im Herzen.

Mich interessiert das Dazwischen.
Die Lobbyisten. Die Strategen. Die kleinen Leute mit ihren großen Sorgen. Die Journalisten, die noch schreiben, obwohl kaum einer mehr zuhört. Die Politiker, die glauben, sie könnten lenken – und die Bürger, die hoffen, gesehen zu werden.

Inzwischen zerfallen nicht nur Länder.
Auch Verträge bröckeln. Bündnisse wanken. Selbstverständnisse weichen.
Die offenen Grenzen, auf die wir so stolz waren, werden wieder geschlossen.
Die humanitären Werte, auf die wir uns berufen, verlieren an Kraft – dort, wo das Elend keine Schlagzeile mehr wert ist.

Wenn das Buch eine Botschaft hat, dann vielleicht diese:
Dass wir achtsam sein müssen. Mit der Sprache. Mit dem, was verschwiegen wird. Und mit dem, was wir für normal halten.
Denn manchmal ist der „warme Regen“, den man verspricht, nichts anderes als der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Und doch lohnt es sich, weiter hinzusehen.
Gerade jetzt.

Da die Welt sehr schnelllebig geworden ist, haben sich manche Dinge überholt, aber irgendwann konnte nicht mehr angepasst werden.

Frank Rost

Ruhe vor dem Regen

Es gab eine Zeit, in der der Krieg wie ein Relikt erschien — eine historische Episode, ausgestellt in Museen, vergraben in Akten. Der Frieden wirkte stabil, fast wie ein Grundrecht. In den Werften arbeitete man weiter, aber das große Ziel hatte sich verschoben: Nicht Landesverteidigung, sondern Export, Spezialanfertigungen, Prestigeprojekte.

Natürlich gab es noch militärische Aufträge. Die Bundesmarine ließ Fregatten bauen, Korvetten wurden geplant, neue Mehrzweckschiffe ausgeschrieben. Die Fregatten der Klasse F125 nahmen in den Docks Form an — technisch komplex, aber politisch oft verzögert. Die Korvetten der K130-Reihe gingen in Serie, doch jeder neue Bau war begleitet von Diskussionen über Kosten, Zeitpläne und Bewaffnung. Das Projekt K180 — später MKS 180 — war bereits in Vorbereitung. Es fehlte nicht an Konzepten, sondern an Klarheit. Und oft auch an politischem Willen und oftmals auch an den Haushaltsmitteln.

Gleichzeitig verschob sich der Schwerpunkt. Immer häufiger lagen im Dock Yachten mit zwei Heildecks und sieben Kabinenebenen — gebaut für Kunden, deren Herkunft diskret blieb. Viele kamen aus Russland. Andere aus dem Nahen Osten. Die Verträge waren komplex, die Zahlungsflüsse verschleiert, die Wünsche extravagant. Für die Werften waren es lukrative Aufträge — sie füllten Hallen und sicherten Beschäftigung, aber sie hatten mit der Verteidigungsfähigkeit eines Landes wenig zu tun.

Einmal bestellte ein Kunde ein Forschungsschiff für Umweltanalysen. Es endete als schwimmende Luxusyacht — mit vergoldetem Geländer, Mahagonideck und Diplomatenkabine. In der Werft nannte man das Schiff später augenzwinkernd „die goldene Qualle“ — ein glänzender Rumpf, ein wehrloser Körper, gebaut für tropische Gewässer und symbolischen Glanz.

Währenddessen rosteten ältere Einheiten der Bundeswehr, die Ersatzteile kamen verspätet, neue Systeme kamen über die Pilotphasen nicht hinaus. Der Begriff „Friedensdividende“ schwebte wie eine Beruhigungstablette über der Verteidigungspolitik. Man wollte abrüsten, modernisieren, umwidmen. Ein Panzerhersteller baute kurzzeitig Fahrradständer für Städte — mit militärischer Präzision, aber ohne Abnehmer.

Der Glaube an die globale Ordnung war groß. Die USA schienen weltpolizeilich allgegenwärtig, die NATO wirkte geschlossen, und Europa glaubte, sich aus militärischer Verantwortung langsam herausziehen zu können. Deutschland reduzierte die Wehrpflicht, schloss Kasernen, verkaufte Flugabwehrsysteme ins Ausland. Ausrüstung wurde nicht modernisiert, sondern ausgebucht. Personal wurde nicht ausgebildet, sondern abgebaut.

Auch in den Werften veränderte sich das Bild. Schweißhallen wurden verkleinert, Montagekapazitäten ausgelagert, traditionelle Fertigungsschritte automatisiert — nicht, um schneller zu liefern, sondern um Personal zu sparen. Viele Facharbeiter wechselten in andere Branchen. Mit ihnen verschwand nicht nur Wissen, sondern auch ein Stück Haltung: das Verständnis dafür, dass man für ein Land baute — nicht nur für einen Kunden.

Die Umrüstung der Industrie auf zivile Mehrzweckfertigung wurde gefeiert. Man sprach von „zivilgesellschaftlichem Strukturwandel“ und „konversionstauglicher Produktion“. Gemeint war: keine Panzer mehr, keine Minensucher, keine Raketenwerfer. Stattdessen sollten Kühlanlagen, Spezialfahrzeuge oder Seilbahnen die Zukunft sichern. Der Gedanke war ehrenwert — aber er entsprach einer Welt, die es so nicht mehr geben sollte.

Denn der nächste Krieg würde nicht warten.

Und dann kam 2014.

Putins Annexion der Krim war kein Missverständnis, sondern ein Warnschuss. Nur klang er in europäischen Ohren wie ein fernes Echo. Man reagierte mit Besorgnis, nicht mit Konsequenz. Während in Moskau die Strategen neue Karten zeichneten, wurden in Berlin die Sitzordnungen im Ministerium überarbeitet.

In den Führungsetagen der Industrie aber verstand man schneller, was bevorstand. Die Anfragen stiegen. Plötzlich war wieder von Luftraumverteidigung, Schutzwesten, Digitalisierung der Truppe die Rede. Doch die Produktionsketten waren ausgedünnt, Fachkräfte fehlten, Know-how war verlorengegangen. Nur liefern konnte kaum jemand — weder rechtzeitig noch vollständig.

Denn wer zehn Jahre lang abbaut, kann nicht binnen Monaten aufbauen. Nicht mit einem Personalstamm, der ausgedünnt, und mit einer Verwaltung, die auf Friedenszeit programmiert war. Alte Zulieferer hatten aufgegeben, junge Start-ups hatten noch nie für militärische Zwecke gefertigt. Die Lücken waren tief — nicht nur in den Lagern, sondern im Denken.

Ein älterer Ingenieur auf der Werft brachte es auf den Punkt: „Früher hieß es: Kiellegung 1. März — Indienststellung 15. Juni. Heute? Antrag nachreichen, Schallschutz prüfen, Akteneinsicht beantragen. “

Der Ernstfall war da — aber die Ernsthaftigkeit fehlte.

Hinzu kam: Der Feind war nicht mehr klar umrissen. Früher war es ein Staat, ein Block, ein Potenzial. Heute operierte er digital, asymmetrisch, zersetzend. Cyberangriffe ersetzten Luftschläge, Desinformation wurde zur Vorhut, hybride Kriegsführung zum Standard. Und Europa — verteidigungspolitisch im Dämmerschlaf — war verwundbar wie nie.

Im Hintergrund aber rollte eine neue Welle an: Geld. Viel Geld. Aufträge, Subventionen, Sondervermögen, Milliardenpakete. Der politische Ton wurde schärfer, die Rhetorik wehrhafter. Und doch blieb das System träge.

Der Regen begann zu fallen.

Er war warm. Und manche hielten ihn fälschlich für ein Zeichen der Beruhigung.

 

 

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